Impulstexte zu pastoralen Themen: Werden Menschen in eine neue Armut gedrängt?
Welche Ängste haben Menschen, deren Existenz materiell nicht gesichert ist?
Welche Botschaft hat Gott für jene, die „arm“ sind?
Auswirkungen des Sparpakets der Regierung, Berichte der Caritas Österreich und Erfahrungen von Sozialarbeitern machen deutlich: In einem der reichsten Länder der Erde steigt die Armut bzw. die Gefahr der Verarmung. Das betrifft insbesondere jene, die schon bisher von Armut gefährdet waren: Arbeitnehmer mit niedrigen Löhnen, Sozialhilfeempfänger, Arbeitslose, Bewohner wirtschaftlich schwacher Regionen, Behinderte, Obdachlose, alte und kranke Menschen, Gastarbeiter und Flüchtlinge. Daneben steigt die Armutsgefährdung von Alleinerziehenden, von Alleinverdienern mit Familie, von Mehrkindfamilien überhaupt. Diese Armut hängt nicht davon ab, ob jemand nicht leistungsfähig und arbeitsunwillig wäre.
Es handelt sich immer mehr um Menschen in besonderen Lebensumständen, besonders aufgrund von Arbeitslosigkeit. Es gibt keine Versicherung gegen neue Armut, die jeden betreffen bzw. mit-betreffen kann.
Wo Familien ihre finanziellen Grenzen genau kalkulieren müssen, wird es zum Problem, wenn etwa in der Schule wie selbstverständlich immer wieder da und dort ein kleiner finanzieller Beitrag zu leisten ist, der sich summiert. Und es gibt praktisch keine Möglichkeit, sich dem zu verweigern, ohne lächerlich zu wirken. Der Zwang materieller Einschränkungen bis in Kleinigkeiten hinein tut weh.
Armut ist ein materielles, vielmehr aber noch ein soziales Problem. Wer arm ist, kann nicht mithalten. Er hat keine Bedeutung, er verliert seine soziale Umgebung, sein Ansehen, seine Freunde, unter Umständen seinen Lebenssinn. Armut zieht andere in die eigene Trostlosigkeit hinein (Familienangehörige). Sie kann auch dazu führen, Schuldige zu suchen, vermeintliche Sündenböcke ausfindig zu machen und diese zu bekämpfen. Damit steigt die Anfälligkeit für Ideologien, Rassismus, Gewalt, Extremismus.
Das Sozialsystem einer Gesellschaft kann in vielen Fällen helfen und die Existenz auch der Armen sichern. Aber das soziale Netz hat Lücken. Es hat Schwierigkeiten, sich auf neue Formen von Armut einzustellen. Es übersieht diejenigen, die nicht ins Schema passen. Und wo ein System die Existenz sichern kann, vermittelt es noch keinen Sinn, der über Mitmenschlichkeit erfahren wird. Insbesondere wo kein Sozialsystem hilft, sind die Menschen von Mitmenschlichkeit und vor allem von der Art, wie diese geleistet wird, abhängig. Armut ist eine Herausforderung an die Mitmenschlichkeit. Aus christlicher Sicht geschieht dies aus Liebe zu Gott und zum Nächsten, deren äußere Seite konkrete Hilfe und Einfühlsamkeit ist.
Welche Rolle spielt Materielles bei meiner Einschätzung von Mitmenschen?
Welchen persönlichen Beitrag kann ich zur Linderung von Armut leisten?
Was passiert, wenn ich selbst finanziell nicht mithalten kann?
Welche gesellschaftlichen Einstellungen müssen aus christlicher Sicht verändert werden, sodass Verarmung nicht als persönliche Schuld oder als Schande angesehen wird?
Welche Rücksichten gegenüber möglicherweise finanziell Schwachen müssen wir etwa im Kindergarten und in der Schule einfordern?
Welche Formen von Armut gibt es in unserer Umgebung?
Welche Hilfen (Informationen, Kinderbetreuung für Alleinerziehende, geistige und materielle Unterstützung) können wir in unserer Gemeinde anbieten?
Welche Rücksichten nehmen wir in unserer Gemeinde bei Gesprächen und Aktivitäten auf Menschen, die finanziell an ihrer Grenze sind?
Welchen Platz nehmen die Armen bzw. nimmt die Sorge um sie in unserer Gemeinde ein?
Wenn ein Bruder verarmt und sich neben dir nicht halten kann, sollst du ihn, auch einen Fremden oder Halbbürger, unterstützen, damit er neben dir leben kann.
(Lev 25, 35)
Impulstexte zu pastoralen Themen: Entscheidet die Arbeit über den Wert eines Menschen?
Welche Bedeutung hat ein Arbeitsplatz?
Wer entscheidet über die Gestaltung der Arbeit?
Heute kündigen sich unvorstellbare Veränderungen in der Arbeitswelt an. Die Wirtschaft steht vor Problemen, die auf den bisherigen Wegen nicht gelöst werden können (Globalisierung, neue Technologien usw.). Das Thema Arbeit, Arbeitsplatz, Arbeitsplatzsicherung wird immer wichtiger. Im Jänner 1997 gab es 300.000 Arbeitslose in Österreich. Hinter dieser Zahl stehen Schicksale, Hoffnung, Verzweiflung, Gefühle von Sinnlosigkeit – auch in unserer Pfarre. Die Aussicht auf eine zuküftige höhere Arbeitslosenrate in Österreich macht Angst, mit der spekuliert wird. Steht eine Form von Arbeitskampf bevor? Arbeitslosigkeit hat weitreichende soziale und psychische Folgen. Schlimm ist das für Jugendliche, die damit zu einem wesentlichen Lebensbereich keinen Zugang haben, existenziell auf andere angewiesen bleiben, wenig Selbstwertgefühl aufbauen können und mit Gedanken der Sinnlosigkeit ihres Lebens ringen müssen. Und Gastarbeiter, die durch den Verlust ihres Arbeitsplatzes von der Abschiebung in ein ihnen vielleicht fremdes und unbekanntes Land zurückgeschickt werden und vor dem Nichts stehen, befinden sich in einer lebensbedrohenden Situation.
Arbeit ermöglicht Existenzsicherung, soziale Kontakte, Anteilnahme an den in der Gesellschaft verfügbaren Gütern, Anerkennung und Entfaltung von Fähigkeiten. Denn das Zusammenspiel von Arbeitsleistungen sichert die materielle Lebensgrundlage und bietet an, was die Menschen für ihr geistiges, spirituelles und religiöses Leben benötigen. Durch seine Arbeit beteiligt sich der Mensch als „Mitarbeiter Gottes“ an der Gestaltung der Welt. (Das gilt weitgehend auch für unbezahlte Tätigkeiten, die als Arbeit zu bezeichnen sind.)
Belastungen in der Arbeit etwa durch Über- oder Unterforderung, schlechtes Betriebsklima, familienfeindliche Arbeitszeiten, ungerecht niedrige Löhne, unwürdige Arbeitsbedingungen usw. hingegen entstellen den Sinn von Arbeit, deren Mittelpunkt der Mensch ist. Die Welt der Arbeit bzw. der Wirtschaft ist eine Welt der Menschen, für die es eine christliche Mitverantwortung gibt. So können christliche Arbeitsnehmer ein gutes Betriebsklima schaffen.
Unternehmer können Verantwortung für wirtschaftliche und soziale Aspekte sorgsam wahrnehmen. Betriebsräte, Unternehmensvertreter, Sozialpartner und Politiker können Orientierung aus der christlichen Soziallehre für eine menschen-gerechte Gestaltung der Wirtschaft erfahren.
Schließlich können einzelne (oder kirchliche) Einrichtungen aus christlicher Motivation heraus Arbeitsplätze schaffen bzw. sichern, besonders wenn Menschen dadurch ihre Existenz erhalten können.
Was ist der Wert meiner Arbeit?
Welchen Beitrag kann ich bei der Gestaltung meines Arbeitsklimas leisten?
Wie gelingt es mir, Arbeit mit Freizeit, Familie und religiösem Leben zu verbinden?
Wie können jene gestärkt werden, die sich für bessere und gerechtere Arbeitsbedingungen einsetzen?
Wie und durch wen kann das Engagement gegen ungerechte Verhältnisse in der Arbeit unterstützt werden?
Wo und wie könnte Arbeit „geteilt“ werden?
Welche konkreten Hilfen können in unserer Gemeinde Menschen angeboten werden, die mit ihren Anforderungen neben dem Beruf überfordert oder zu sehr allein gelassen sind (Alleinerziehende)?
Wie fördern wir eine höhere Wertschätzung für unbezahlte bzw. unterbezahlte Arbeit?
Wie sieht das „Arbeitsklima“ in unserer Pfarre aus?
Geht mutig an die Arbeit, und der Herr sei mit dem, der seine Pflicht erfüllt.
(2 Chr 19, 11)
Impulstexte zu pastoralen Themen: Herausforderungen der Zeit - Was ist unser Auftrag?
Die ganze Welt ist berufen, gemäß dem Plan Gottes gestaltet zu werden. Nichts ist ausgeschlossen. Zeiten, Orte, Gesellschaften, Situationen und Ereignisse sind stets besondere Herausforderungen für jene, die spezifische Begabungen und Möglichkeiten von Gott erhalten haben, sich ihnen im Namen der Frohen Botschaft zu stellen. Dabei kann durchaus Unmögliches versucht werden, um für das einmal Mögliche einen Weg zu eröffnen.
Die Eigengesetzlichkeit gesellschaftlicher Bereiche erhält in ihrer Hinordnung und Orientierung nach dem Willen Gottes erlösende, befreiende, menschenwürdige und menschenfreundliche Züge. Ohne diese würde die Welt wohl auch funktionieren, aber für die Menschen bliebe nur der Platz einer Schraube in einem mächtigen Räderwerk, die jederzeit ersetzbar ist. Das ist nicht die Bestimmung des Menschen. Denn er ist als Gottes Ebenbild mit allem Geschaffenen für die Liebe erwählt.
Impulstexte zu pastoralen Themen: Interreligiöse Begegnungen - Offenheit und Toleranz
Was verbindet Religionen?
Welche Kenntnisse über andere Religionen sind wichtig?
Im ehemals christlichen Abendland nimmt die Anzahl und der Einfluss anderer Religionsgemeinschaften zu. In Österreich ist nach den christlichen Kirchen der Islam bereits die zweitgrößte Glaubensgemeinschaft. Bei der prägenden Bildung Europas kommt dem Judentum eine besondere Bedeutung zu. Die drei großen monotheistischen Religionen sind untereinander wesentlich verbunden. Auch andere Religionen sind heute bei uns vertreten, manche von ihnen mit öffentlicher Anerkennung.
Was echte Religionen zum Unterschied von Sekten auszeichnet, ist die Fähigkeit und Bereitschaft zum Gespräch. Der interreligiöse Dialog bedarf jedoch, um gegenseitig fruchtbar und für die Gesellschaft wertvoll zu werden, wichtiger Voraussetzungen. Dazu gehören differenzierte Reflexion, solide Information, Toleranz. Außerdem sind Offenheit, Behutsamkeit, Geduld und Zuversicht nötig. Die Zielsetzung gemeinsamer Werte des Zusammenlebens sollte hinzukommen. Der Einsatz für Friede, Gerechtigkeit, Schutz der Schwachen, Sorge für die Umwelt, kulturelles, soziales und politisches Interesse müsste Religionen zu Gemeinsamkeit motivieren. Die Auseinandersetzung mit und der Einsatz für Humanität in einer pluralen Welt gehen die Religionen besonders an.
Unter Juden, Christen und Muslimen gibt es tragende Gemeinsamkeiten, auf die ein Dialog direkt oder indirekt aufbauen kann. Gott, der Schöpfer, Erhalter und Vollender des Menschen wird gemeinsam von ihnen verehrt und angebetet.
Hierbei darf nicht übersehen werden, dass besondere Nähe auch erhebliches Konfliktpotential mit sich bringen kann. Die Existenz von Vorurteilen, Ängsten, Intoleranz, Überheblichkeit und Fanatismus sind nicht überwunden. Die Geschichte Europas bietet dafür ein vielfach tragisches Beispiel, aus dem alle Beteiligten, vornehmlich auch Christen, zu lernen haben. Darüber hinaus sollte Angehörigen aller Religionen bewusst sein, dass auch kulturelle Entwicklungen einen beachtlichen Einfluss auf das religiöse Selbstbewusstsein ausüben können. Auf größere Unterschiede in der Mentalität muss folglich Rücksicht genommen werden.
Nehme ich im Umgang mit den Menschen Rücksicht auf ihre religiöse Einstellung?
Kann ich durch allgemein geschätzte Grundhaltungen das Vertrauen anderer gewinnen?
Welche Gelegenheiten bieten sich für ein religiöses Gespräch?
Wie gelingt das Zusammenleben mit Andersgläubigen in unserem Pfarrgebiet?
Welche Erfahrungen gibt es mit religiös gemischten Gruppen in der Gesellschaft (Kindergarten, Schule, Arbeitsplatz, Bundesheer, Feuerwehr, Sportvereine, Nachbarschaft)?
Welche Möglichkeiten des Dialogs und der Begegnung mit anderen Religionsgemeinschaften gibt es in unserer Umgebung (Nachbarschaftshilfe, Gemeindeleben, Feste und Feiern – von Schulbeginn über Grundsteinlegungen zu Eröffnungen usw.)?
Wie könnten wir uns in unserer Pfarre auf interreligiöse Begegnungen, Beziehungen vorbereiten?
In welcher Form könnte es ein Gebet geben, an dem verschiedenen Religionen mitwirken?
Welche Bereiche sind im interreligiösen Verhältnis nicht anzutasten?
Gott sei uns gnädig und segne uns. Er lasse über uns sein Angesicht leuchten, damit auf Erden sein Weg erkannt wird und unter allen Völkern sein Heil.
(Ps 67, 2 – 3)
Impulstexte zu pastoralen Themen: Ökumene - Bewegung zur größeren Einheit
Was können Christen verschiedener Kirche und kirchlicher Gemeinschaften voneinander lernen?
Was verbindet Christen?
Die Spaltung der Christen in verschiedene Kirche und kirchliche Gemeinschaften ist eigentlich ein Skandal. Vor allem die Geschichte der Missverständnisse und der Feindschaft – auch heute – sind ein Widerspruch zum Evangelium und der Bitte Jesu um die Einheit der Jünger. Hier sind alle Christen herausgefordert, ihrer Verpflichtung zur Einheit und zur Überwindung der Trennung nachzukommen. Das wird zunehmend bewusst, etwa durch die Ökumenische Bewegung. Der Weg der Kirche in die Zukunft kann nur mehr ökumenisch ausgerichtet sein. Dabei kann auf viel Gemeinsamkeit aufgebaut werden.
Das Sakrament der Taufe wird in Österreich von den christlichen Kirche und Gemeinschaften gegenseitig anerkannt als Eingliederung in den Leib Christi, d.h. in das Geheimnis seines Todes und seiner Auferstehung. Die Taufe begründet das sakramentale Band der Einheit zwischen den Christen. Die Gläubigen sind eins, weil sie sich im Geist, in der Gemeinschaft des Vaters und des Sohnes befinden. Die Taufe lässt sie teilhaben an der Umkehr, dem Glauben, der Vergebung der Sünden und dem Geschenk der Gnade.
Eine besondere Brücke für die Einheit sind konfessionsverschiedene Ehen und Familien. In ihnen bietet sich die Chance, den Reichtum verschiedener Glaubenstraditionen zu entdecken und auch für andere fruchtbar zu machen, andererseits sind sie ganz persönlich von der Spaltung der Christen betroffen und belastet.
Alle Christen sind verbunden durch die Heilige Schrift, das Gebet und das Tun der Liebe. Sie finden sich zu vielfältiger Zusammenarbeit, zum Dialog und zum gemeinsamen Zeugnis (z.B. in der Bibelarbeit, beim Gebet, in Bildungseinrichtungen, bei gemeinsamen pastoralen Diensten, in der Mission, im sozialen, kulturellen, gesellschaftlichen und politischen Engagement, im interreligiösen Dialog, im Bereich der Medien usw.).
Auf dem Weg zur Einheit ist eine gute Kenntnis des eigenen Glaubens und ein sorgsames Wahrnehmen von Unterschieden zu anderen notwendig, damit trotz guten Willens ein Problem nicht übergangen wird, das sich später als Hindernis erweisen mag. Das spezifisch Eigene ist nicht trennend. Es darf auf Offenheit und das gegenseitige Bemühen um Verständnis vertrauen. Nur die Sünde (z.B. Intoleranz, Rechthaberei) reißt Gräben auf und verhindert Einheit. Eine vollkommene Einheit der Christen ist menschlich nicht machbar, sondern kann nur in der Kraft des Heiligen Geistes voranschreiten. Dabei mag der Reichtum mit-geteilt werden, den die verschiedenen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften als Wahrheit Jesu Christi entdecken.
Wie treu bin ich gegenüber meiner in der Taufe vermittelten Berufung zum Christsein?
Wie kann ich andere Kirchen und kirchliche Gemeinschaften besser kennenlernen?
Wo kann ich mich an einer ökumenischen Initiative beteiligen?
Bei welchen konkreten Projekten in unserer Umgebung können Christen verschiedener Konfessionen zusammenarbeiten?
Welche Sorgen haben andere Kirchen in unserer Region; welche Anregungen können wir von ihnen für unsere Probleme empfangen?
Wie soll das nächste ökumenische Gebet in unserer Region gestaltet werden?
Welche Begleitung erfahren konfessionsverschiedene Ehen und Familien in unserer Pfarre?
Wie kann das Anliegen der Einheit der Christenbei uns immer wieder gegenwärtig werden?
Wie wollen wir das Ereignis der Ökumenischen Versammlung 1997 in Graz „Versöhnung – Gabe Gotts und Quelle neuen Lebens“ für unsere Pfarre fruchtbar werden lassen?
Impulstexte zu pastoralen Themen: Dialog - ein Weg der Geduld
Wie reden wir miteinander?
Was kann dabei herauskommen?
Oft stehen – berechtigte – unterschiedliche Meinungen nebeneinander. Eine Vielfalt von Weltanschauungen und Lebensstilen kennzeichnet unseren gesellschaftlichen Pluralismus.
In ähnlicher Weise gilt dies innerhalb der Kirche, wo es auf der Basis unverzichtbarer gemeinsamer Fundamente einen bewährten, aber in mancher Hinsicht veränderbaren Aufbau mit verschiedenen Ausgestaltungen gibt. Da wie dort ist der Dialog ein Weg, zur Gemeinsamkeit zu finden angesichts einer Pluralität von Meinungen, von Verständniszugängen, Mentalitäten, Sprechweisen und Ausdrucksformen des Glaubens.
Offensichtlich fehlt es an solchen Dialogen. In kirchlichen Dokumenten wird davon – etwa angesichts der Sprache – wenig spürbar. Wenn Gläubige dann dafür mit-verantwortliche gemacht werden, stehen sie in einem Dilemma. Kirchliche Richtlinien und pfarrliche Praxis klaffen häufig auseinander. Es gibt wenige Orte, wo ein ausführliches und offenes Gespräch stattfindet.
Ein Dialog verläuft nicht unbedingt harmonisch. In kritischen Situationen wird häufig ein „Machtwort“ gesprochen, wo vorher fröhlich „dialogisiert“ wurde. Aber ein Dialog beruht auf gleichwertiger Gegenseitigkeit. Er sucht nach einem Vergleichen der Standpunkte, nach Annäherung und besserem Verstehen. Es ist ein wertvolles Mittel, wie Menschen Gegensätze überbrücken, in Sachfragen zusammenfinden, persönlich Achtung mitteilen sowie gemeinsam die Wahrheit tiefer begreifen können. Aus christlicher Sicht wissen sich die Dialogpartner über alle möglichen Unterschiede hinweg verbunden und sind bereits zur Kooperation.
Ein Dialog ist „Verkündigung“ durch seinen Stil. Die Anerkennung des anderen, Offenheit, Ehrlichkeit, das Bemühen um Verständnis auf der Grundlage fachlicher und menschlicher Kompetenz, Toleranz, Liebe zum Nächsten als Ebenbild Gottes sagen mehr als die überzeugungskräftige Darlegung von Inhalten. Das Ergebnis allein sagt oft nicht viel über den Wert eines Dialogs aus.
Allein von der Tatsache, dass ein „Dialog“ stattfindet, darf nicht zu viel erwartet werden. Die Einschätzung, wann er gelungen ist, kann sehr relativ und subjektiv sein. Er bietet keine Lösungen, wenn etwa Probleme verdünnt oder oberflächliche Kompromisse gefunden werden. Dafür behält er auch bei einem vermeintlichen Scheitern seinen Wert, wenn z.B. die Härten unüberbrückbarer Differenzen in einer Sache durch verstärktes Suchen und Betonen von Gemeinsamkeiten auf anderen Ebenen und vor allem durch eine positive persönliche Erfahrung des Dialog-Partners gemildert werden.
Das Bemühen um einen gelingenden Dialog – mit wem und wo auch immer – ist eine besondere Verpflichtung für Christen, um Spaltung zu vermeiden bzw. zu überwinden und die Einheit in Christus zu wahren.
Mit wem bin ich bereit, einen Dialog zu führen?
Wie weit bin ich dialogfähig?
Wo sind für mich Grenzen des Dialogs?
Welche Voraussetzungen gibt es für einen Dialog mit Andersdenkenden?
Welche Formen des gesellschaftlichen Gesprächs bzw. des Dialogs mit der Kultur unseres Landes gibt es in unserer Region und wie können wir uns daran beteiligen?
Wann ist ein Dialog „mühsam“?
Welche „Dialoge“ gibt es in unserer Pfarre?
Wie könnte in unserer Pfarre ein „Dialogforum“ aussehen? Um welche Inhalte geht es?
Wo ist unsere Pfarre offen für Neues?
Hört der Verständige ein weises Wort, lobt er es und fügt andere hinzu.
(Sir 21, 15)
Impulstexte zu pastoralen Themen: Normen - Umgang in sorgsamer Gelassenheit
Wie verbindlich sind moralische Normen?
Wer hat das Sagen?
Freiheit, deren positive Seiten nicht hoch genug geschätzt werden können, spielt im heutigen Lebensgefühl eine große Rolle. Dazu werden sittliche, ethische, moralische Normen oft als gegensätzlich, einengend, einschränkend und hinderlich empfunden, vor allem wenn sie klar ausgesprochen und für „verbindlich“ erklärt werden. Unausgesprochene Normen üben jedoch mindestens denselben „gesellschaftlichen Druck“ aus.
Jede Lebensgestaltung orientiert sich an Normen, die in unserer Gesellschaft von unterschiedlichsten Seiten und oft widersprüchlich an den Menschen herangetragen werden. Dieser muss deren Anspruch abschätzen und Entscheidungen treffen. Z.B. dürfen „Gesetze der Wirtschaft“ nicht einfach auf das soziale Zusammenleben übertragen werden: Man würde Menschen auf ihr bloßes „Funktionieren“ reduzieren.
Moralische Normen haben den ganzen Menschen im Blick. Sie beschreiben Handlungen, durch die das Leben des einzelnen und der Gemeinschaft nicht nur in einer momentanen Situation, sondern insgesamt und in letzter Hinsicht glückt. Deshalb liegt auch der Sinn von Normen, die aus dem Glauben hervorgehen, in der Beschreibung einer Lebensweise, die sich an Jesus Christus orientiert: zu dieser „Freiheit in Christus“ sind Christen berufen. (Ein solches Verständnis von Freiheit steht freilich in Widerspruch zu manchen anderen Vorstellungen.)
Christlich gesehen geht es um ein Handeln aus der inneren Überzeugung des Gewissens, nicht um ein äußerliches Befolgen von geboten oder Verboten. Zwischen Gewissen und Norm gibt es jedoch keinen Widerspruch. Denn die Gewissensbildung vollzieht sich an Normen; gleichzeitig erhalten Normen im Gewissen ihre verbindliche Kraft. Wo das nicht eindeutig ist, kommt es auf den konkreten Umgang mit Normen zwischen grundsätzlicher Anerkennung und Relativierung, Beliebigkeit und Enge, „Liberalismus“ und „Fundamentalismus“, Oberflächlichkeit und „i-Punkt-Reiterei“, bei Einzelfällen und im Blick auf die Allgemeinheit an.
Wo der Anspruch von Normen nicht eingesehen werden kann, bleibt das Gewissen die entscheidende Instanz für das Handeln. Daher ist für ein verantwortungsbewusstes Leben eine beständige Bildung des Gewissens notwendig – entlang der Heiligen Schrift, der kirchlichen Tradition sowie menschlicher Erfahrungen und Erkenntnisse –, um die von Gott geschenkte Freiheit immer besser verstehen und leben zu können. Und es braucht Menschen (in der Kirche), die im Umgang mit Freiheit Vorbilder sind und durch ihr ganzes Leben Orientierung geben können.
Was hilft mir bei meiner Gewissensbildung?
Welche Lebensorientierungen aus dem Glauben leiten mich?
Wo fällt es mir schwer, den Sinn einer kirchlichen Norm zu verstehen?
Wie kann die Botschaft der Kirche als Evangelium der Freiheit verständlich werden?
Wie kann es mit anderen zu einem tieferen Gespräch über den Sinn kirchlicher Normen kommen?
Was sind heute Orientierungen für eine hilfreiche, „menschenfreundliche“ und evangeliumsgemäße Sexualmoral?
Welche Anregungen für eine verantwortungsbewusste Gewissensbildung finden Menschen in unserer Pfarre?
Wie können wir in unserer Gemeinde besser mit Aussagen der kirchlichen Tradition vertraut werden, die im allgemeinen einseitig oder gar nicht bekannt sind?
Wie gehen wir in unserer Pfarre mit Menschen um, deren Lebenssituation nicht der „kirchlichen Norm“ entspricht?
Gib mir Einsicht, damit ich deiner Weisung folge und mich an sie halte von ganzem Herzen. Führe mich auf dem Pfad deiner Gebote!