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Vielfalt von Berufungen - eine Collage

Vielfalt von Berufungen

Eine Collage

 

 

Die vorliegende Fassung ist eine Erweiterung des Textes, der anlässlich der Österreichischen Pastoraltagung 2001 "Alle sind Berufene. Christen in Kirche und Gesellschaft" am 11. Jänner 2001 im Bildungshaus St. Virgil/Salzburg vorgetragen wurde.

 

Wir danken dem Verlag Styria für die freundliche Erteilung der Abdruckerlaubnis der Texte von Martin Gutl.
 

 

Zum Mensch-Sein berufen 1: Wer bin ich denn schon?

 

  1. Wer bin ich denn schon?
  • Mich braucht doch kein Mensch. Wozu lebe ich überhaupt? Wer bin ich denn schon?
  • Du wirst es mir nicht glauben, aber alles, was es auf der Welt gibt, ist zu irgendetwas gut. Sieh mal. Dieser Stein hier zum Beispiel.
  • Welcher?
  • Irgend so ein Stein, der hier herumliegt. Ja, auch der ist zu irgendetwas gut. Dieser kleine Stein.
  • Wozu denn?
  • Was weiß ich denn? Wenn ich wüste, weißt du, wer ich da wär?
  • Wer?
  • Der Herrgott, der eben alles weiß. Wann man geboren wird, wann man stirb. Das kann doch nur er wissen. Ich weiß nicht, wozu dieses Steinchen gut ist, aber irgendeinen Zweck hat's doch. Wenn das keinen Sinn hat, ist alles sinnlos. Auch die Sterne. Das glaube ich wenigstens. Ja, auch du, auch du bist zu etwas gut.

(aus: La Strada)

 

  1. Wer bin ich denn schon?
  • Ich bin nur eine Adresse, auf ein Blatt Papier geschrieben. Niemand freut sich, wenn ich komme. Niemand sieht mich an, wenn ich grüße. Niemand lächelt, wenn ich  etwas frage.
  • Ich bin nur eine Körperbehinderte, die daneben sitzt, immer nur daneben und nie mitten drin. Als Partnerin komme ich nicht in Frage. Die anderen vergnügen sich auf Parties und ich bin allein. Ich würe ein glänzender Euthanasiefall. Manchmal wechseln sehr nette Menschen ein paar Worte mit mir, so wie man ein paar Schillinge in den Opferstock wirft.
  • Ich bin nur ein armer Teufel, habe mein Lebtag gearbeitet, Hilfsarbeiter. Jetzt liege ich im Bett, ein Dritte-Klasse-Patient, Zimmer 74. Die Ärzte machen ernste Gesichter.  Was wird von mir bleiben? Drei Kinder sagten "Vater" zu mir. Meine Frau wird eine kleine Rente beziehen, vielleicht werden ein paar Leute sagen "Den habe ich gekannt" oder nicht einmal das.
  • Ich bin das Kind äthiopischer Eltern, die ich nicht kenne. Warum bin ich kein Schwede, kein Schweizer oder Deutscher, sondern lebe und hungere nur in Äthiopien? Geboren - wozu? Geboren zu nichts, geboren zu hungern.

(M. Gutl, aus: Ich begann zu beten)

 

Die Träne eines Kindes erschüttert das Universum.

 

(F. M. Dostojewski)

 

  1. Wer bin ich denn schon?


    Birgit Tassler, verheiratet (nicht kirchlich), drei Kinder, Studium der Pharmazie, später berufsunfähig auf Grund mehrerer Allergien. Der jahrelange Bau des Wochenendhauses hat Urlaub, Reisen, Kultur und Ähnliches gar nicht möglich gemacht. Immer bemüht, immer kommunikativ, aber immer über irgendetwas unzufrieden. Immer etwas umständlich. Dann die Diagnose: Krebs. Chemotherapie, Strahlentherapie, Therapie, Therapie. Eine Umstellung des Lebens gelingt nicht. Eine Wallfahrt nach Maria Taferl, weil Lourdes zu weit weg ist. Nach drei Jahren nie aufgegebener Hoffnung und schleichender Verzweiflung zuletzt nur der Satz: Ich bin müde, ich kann nicht mehr. Gestorben im 53. Lebensjahr am 18. Geburtstag der jüngsten Tochter.

    Berufung?
    Vielleicht in der Familie, auch in der Sorge um die kranke Mutter, solange es ging?
    Vielleicht, um Kontakte zu pflegen mit Menschen?
    Vielleicht auch, um die Medizin zu neuen Erkenntnissen herauszufordern?

    Peter Novacek, 51 Jahre alt, verheiratet, 2 Kinder. Akzeptiert deren unterschiedliche Begabungen. Er hat eine erfolgreiche Zahnarztpraxis, genießt das Leben mit der Familie im Kontakt mit vielen Freunden, im gesicherten Wohlstand. Er wirkt ausgeglichen und fröhlich. Bosnische Flüchtlinge hat er gratis behandelt. Man schätzt ihn als großzügigen und hilfsbereiten Menschen.

    Berufung?
    Vielleicht die eigenen Möglichkeiten zu sehen, zu nützen und sie auch anderen zugute kommen zu lassen?
    Vielleicht durch das eigene Leben einfach ein Beispiel zu sein, wie gut es sein kann?

    Johannes Zick, 75 Jahre alt, schwer übergewichtig. Ein Wunder, dass er den zweiten Herzinfarkt überlebt hat. Seine Welt ist nur ein paar Schritte groß. Sie besteht aus einem Krankenzimmer oder, wenn es ihm gut geht, im Sommer aus der Terrasse eines Schrebergartens, im Winter aus dem Zimmer der kleinen Wohnung. Ein paar Freunde, etwa einmal im Monat der Besuch von Kindern und Enkelkindern und die sorgende Frau gehören zu seiner Welt. Sitzen, schauen, lesen, hören, liegen. Vor allem liegen. Bescheiden essen und trinken. Keine Anstrengung, keine Handgriffe, kein Schritt zu viel. Kein Mut.

    Berufung?
    Vielleicht nach langer Zeit wieder bewusst die Anteilnahme von Menschen spüren?
    Vielleicht, um einfach da zu sein und sich von den Schmerzen nicht unterkriegen zu lassen?

    Alexandra Steinhauer, 22 Jahre alt, jobbt und macht Abendmatura. Sie will Kindergärtnerin werden. Mitglied einer religiösen Gruppe. Nimmt begeistert teil an religiösen Programmen, am Weltjugendtag, an Gebetswochenenden. Arbeitet in der Pfarre und im Caritashaus mit. Den Eltern ist sie ziemlich fremd. Sie hat schon einen Ordenseintritt überlegt, aber zur Zeit ist sie bis über beide Ohren verliebt.

    Berufung?
    Ein offener Weg voller Möglichkeiten und die Aufgabe, zu suchen und zu finden Berufung?
    Sie würde sagen: jeden Tag mit Gott sprechen.

    Christoph Altmann, 42 Jahre alt, Ordenspriester. Leiter einer ordenseigenen Einrichtung. Fast rund um die Uhr da für alles und jeden. Hat Zeit für alle und niemanden. Kein Handgriff ist zu gering, kein Treffen mit einem Minister zu hoch. Rotiert, beliebt und stets freundlich, mit kleinen Augen durch seine Tage. Strahlt Sympathie, Freundschaft und Zuverlässigkeit aus.

    Berufung?
    Nahrung sein für viele?
    Ohne selbst zum Denken zu kommen?

    Nadine Lapatschka, 20 Monate alt, lang ersehntes zweites Kind. Fröhlich und neugierig, oft krank. Man hat Mucofiscythose festgestellt, eine gar nicht so seltene Erbkrankheit. Lebenserwartung: zum Zeitpunkt der Diagnose laut erster Auskunft 6 bis 8 Jahre. Mittlerweile hat die Familie eine Spezialklinik und eine Selbsthilfegruppe gefunden. Ein Patient ist doch schon über 30 Jahre alt. Man ist zuversichtlich, fast normal leben zu können.

    Berufung?
    Vielleicht um den familiären Stil von Action und Fun zu verändern?
    Vielleicht damit andere Dankbarkeit und Freude erlernen über ein Lächeln, ein Vertrauen, eine Liebe - und über kleine Schritte der Entwicklung, die viel mühsamer sind als bei anderen?

    Fritz Kienauer, Lyriker, einst gefeiertes Talent der heimischen Literaturszene. Einige über-schätzte und längst vergessene Bücher. Vor ein paar Jahren war sein Name noch im Lexikon, heute nicht mehr. Die früheren Erfolge, die Ehrungen, die übergroßen Empfindsamkeit, die Gedankengänge seiner Gedichte lassen ihn eine andere Welt bewohnen. Denn der einen Welt entfremdet er sich. Gewalt in der Familie, Scheidung kurz vor der Geburt des sechsten Kindes. Als Sozialhilfeempfänger stirbt er 60-jährig, schwach, kraftlos, Spätfolge allzu inten-siver Jahre vor dem Fall in die Bedeutungslosigkeit. Zwei seiner Kinder haben ihn kurz vor seinem Tod noch besucht.

    Berufung?
    ...
    Oder eine tragische Täuschung darüber, was das Leben ist?

    Czeslawa Semik, 40 Jahre alt, verheiratet, zwei Kinder. Eingewandert aus Polen, öster-reichische Staatsbürgerin. Arbeitet als Heimhilfe, frustriert mit Arbeitszeiten (oftmals am Sonntag), der geringen Bezahlung und der stets knapp bemessenen Zeit. Ihr Mann ist als Vertreter oft unterwegs. Als Familie kommen sie schon länger nicht mehr zusammen. Die ältere Tochter wiederholt die Klasse zum zweiten Mal. Die jüngere, in der ersten Klasse Volksschule, wird meistens von Nachbarn abgeholt und betreut, allerdings auch, wenn sie selbst Zeit hätte.

    Berufung?
    Der Versuch, das Beste zu machen aus jeder Situation? Zurechtzukommen in einem fremden Land und einem nicht einfachen Alltag?
    Geld zu verdienen, damit die ältere Tochter mit ihren Freundinnen mithalten kann?

    Gottfried Gruber, 37 Jahre alt, verheiratet, ein Kind. Studium der Theologie, erst im Priesterseminar, dann als Laientheologe. Früher Pastoralassistent, dann Journalist, jetzt in Karenz und auf Honorarbasis in der Bildungsarbeit tätig. Das geht, weil seine Frau als Physiotherapeutin genug verdient.

    Berufung?
    Erst die eine, dann die andere oder welche wirklich?
    Oder ist es dieselbe in unterschiedlichen Formen?
    Oder waren es zuerst nur Schritte für alles, was danach gekommen ist und noch kommt?

    Claudia Stepanek, 33 Jahre alt, geschieden, wiederverheiratet, zwei Kinder aus der ersten, eines aus der zweiten Ehe. Verkäuferin. Es hat sich eben alles so entwickelt. Nach ein paar Freundschaften die Hochzeit mit der ersten großen Liebe. Ernüchterung und Routine des Alltags, Unausgefülltheit, Frust, dann das Entdecken eigener Möglichkeiten. Neue Kontakte außerhalb einer langweiligen Beziehung, Auseinanderentwicklung, Scheidung. Man streitet nicht und bleibt in gutem Einvernehmen. Bald darauf eine neue Beziehung, nach ein paar Jahren des Zusammenlebens die zweite Heirat, kurz vor der Geburt des Kindes. Es entwickelt sich eben alles so.

    Berufung?
    Jeden Augenblick neu zu leben, ohne allzuviel Gedanken an Vergangenheit und Zukunft?
    Alle Pflichten gerade so zu erfüllen, dass man selbst nicht mehr zu kurz kommt?

    Wer binn ich denn schon?

    Du bist eine ganze Welt,
    ein Universum,
    ein Wunder.
    Du bist ein Mensch.

    Wer bin ich denn schon?

 

Zum Mensch-Sein berufen 2: Ebenbild Gottes

 

  1. Seine Sonne geht auf

Seine Sonne geht auf

Über Verurteilte und Richter,

Folterknechte und Gequälte,

Kinder und Eltern,

Enttäuschte und Satte,

Erfolgreiche und Pechvögel,

Ausländer und Nationalisten,

politisch Verfolgte und Gesinnungslumpen,

Sektierer und Rechtsgläubige,

Pessimisten und Optimisten,

Verratene und Verräter,

Berühmte und Namenlose,

Etablierer und Proleten,

Professoren und Putzfrauen,

Rechtsradikale und Linksradikale,

Opportunisten und Rechtskonformisten.

Mindestrentner und Millionäre,

Polizisten und Gauner,

Atheisten und Christen.

Seine Sonne geht auf

über Gut und Böse,

über Freunde und Feinde.

 

(M. Gutl, aus: Ich begann zu beten)

 

  1. Gott schuf die Menschen

 

Gott schuf die Menschen. Er klonte sie nicht.

So sind es Weiße, Schwarze, Braune, Gelbliche und Rötliche geworden,

Große, Kleine, Dünne, Vollschlanke und weniger Schlanke.

Sie haben blonde, braune, schwarze rote

und im Laufe der Zeit weiße oder gar keine Haare.

Sie sind temperamentvoll oder ruhig,

leidenschaftlich oder gelassen,

cholerisch oder phlegmatisch,

fröhlich oder ernst

oder alles zusammen.

Sie haben unterschiedliche Talente und Gaben,

leben in unterschiedlichen Umgebungen,

in unterschiedlichen Zeitaltern

oder in der Ungleichzeitigkeit der selben Zeit,

in einer fragmentarisch zersplitterten Gegenwart.

 

 

Wer bin ich denn schon?

 

So spricht Gott: Ich bin für dich da.

Fürchte dich nicht, denn ich bin bei dir,

wenn du bereit bist, auf meine Worte zu hören,

dann möchte ich dir sagen:

mit ewiger Liebe habe ich dich geliebt,

ob du dich abwendest oder mir zuwendest,

ich liebe dich.

Weil du lebst, liebe ich dich.

Weil du dich entfaltest, liebe ich dich.

Weil du Mensch bist, liebe ich dich.

Weil du der Erde angehörst, liebe ich dich.

Weil du dich in Raum und Zeit,

in einem bestimmten Raum und in einer bestimmten Zeit bewähren musst,

liebe ich dich.

Weil du nicht ohne Hoffnung und Glaube leben kannst, liebe ich dich.

Mit ewiger Liebe liebe ich dich.

Was auch immer du tust,

ich verlasse dich nicht.

Lass dich lieben von mir,

von den Hügeln, die du siehst,

von den Bergen, dem Blumenfeld, dem Quellwasser,

von den Menschen, die dir zulächeln,

lass dich lieben von der Erde und von den Sternen.

Ich kenne deine Geschichte,

mir ist nichts verborgen

und ich warte, bis du "Ja" zu mir sagst.

 

(M. Gutl, aus: J. Dirnbeck/M. Gutl, Ich wollte schon immer mit dir reden)

 

  1. Wer bin ich denn schon...

    "Wir glauben, dass diese Welt nicht dsa Ergebnis irgendeiner Notwendigkeit, eines blinden Schicksals oder Zufalls ist. Wir glauben, das ssie aus dem freien Willen Gottes hervogeht, der die Geschöpfe an seinem Sein, seiner Weisheit und Güte teilhaben lassen wollte."
    (KatKK 295)

Wer bin ich denn schon?

Woher kommen wir?

Wohin gehen wir?

Woher stammen wir?

Wozu sind wir da?

Woher kommt alles, was da ist?

Wohin ist das unterwegs?
(Vgl. KatKK 282)

 

Alles kommt letzlich aus Liebe,

um in einer unendlichen Vielfalt von Formen

zu Liebe werden -

und Herrlichkeit Gottes zu sein.

 

Wer bin ich denn schon?

 

Was ist der Mensch, dass du an ihn denkst,

das Menschenkind, dass du dich seiner annimmst?

Du hast ihn nur wenig geringer gemacht als Gott,

hast ihn mit Herlichkeit und Ehre gekrönt.

(Ps 8, 5-6)

 

Du hast den Menschen geschaffen

als dein Ebenbild

als Mann und Frau.

Du hast ihn berufen,

diese Welt zu verwalten und zu gestalten,

dass sie ihr Ziel erreiche.

 

Wer bin ich schon?

 

Ein Mensch, einmalig, einzigartig, unvergleichlich,

mit einmaliger Würde,

mit einer göttlichen Berufung zur Gemeinschaft mit Gott,

mit einer göttlichen Berufung zur Heiligkeit,

mit einer göttlichen Berufung zur Liebe.

 

  1. Der Mensch als Widerspruch?

    Im Menschen selbst sind viele widersprüchliche Elemente gegeben. Einerseits erfährt er sich nämlich als Geschöpf vielfältig begrenzt, andererseits empfindet er sich in seinem Verlangen unbegrenzt und berufen zu einem Leben höherer Ordnung.

    Zwischen vielen Möglichkeiten, die ihn anrufen, muss er dauernd eine Wahl treffen und so auf dieses oder jenes verzichten.

    Als schwacher Mensch und Sünder tut er oft das, was er nicht will, und was er tun wollte, das tut er nicht. So leidet er an einer inneren Zwiespältigkeit, und daraus entstehen viele und schwere Zerwürfnisse auch in der Gesellschaft.

    Freilich werden viele durch eine praktisch materialistische Lebensführung von einer klaren Erfassung dieses dramatischen Zustandes abgelenkt oder vermögen unter dem Druck ihrer Verelendung nicht sich mit ihm zu beschäftigen.

    Viele glauben, in einer der vielen Weltdeutungen ihren Frieden zu finden. Andere wieder erwarten vom bloßen menschlichen Bemühen die wahre und volle Befreiung der Menschheit und sind davon überzeugt, dass die künftige Herrschaft des Menschen über die Erde alle Wünsche ihres Herzens erfüllen wird.
    Andere wieder preisen, am Sinn des Lebens verzweifelnd, den Mut derer, die in der Überzeugung von er absoluten Bedeutungslosigkeit der menschlichen Existenz versuchen, ihr nun die ganze Bedeutung ausschließlich aus autonomer Verfügung des Subjekts zu geben.

    Dennoch wächst angesichts der heutigen Weltentwicklung die Zahl derer, die die Grundfragen stellen oder mit neuer Schärfe spüren:
    Was ist der Mensch?'
    Was ist der Sinn des Schmerzes, des Bösen, des Todes -
    alles Dinge, die trotz solchen Fortschritts
    noch immer weiterbestehen?
    Wozu diese Siege, wenn sie so teuer erkauft werden mussten?
    Was kann der Mensch der Gesellschaft geben,
    was von ihr erwarten?
    Was kommt nach diesem irdischen Leben?
    (Aus: Gaudium et Spes 10)
     
  2. Botschaft der Bibel

    Wenn die Bibel von Berufung spricht,
    dann erzählt sie von den Vätern, von den Führern des Volkes
    und von Propheten,
    von Abraham und Mose,
    von den Richtern, besonders von Gideon,
    von einigen Königen,
    und vom persischen (heidnischen) König Kyrus,
    von Propheten wie Elischa, Jesaja, Jeremia und anderen,
    von den Jüngern und Aposteln,
    von Barnabas und Saulus bzw. Paulus
    und vor allem von den Heiligen,
    und das sind alle, die den Namen Jesu Christi anrufen. (1 Kor 1,2)

    Wenn die Bibel in den Briefen des Neuen Testamentes weiter von Berufung spricht, so sagt sie:
    Ihr seid zur Heiligkeit berufen im Namen Jesu Christi. (1 Kor 1,2; Röm 1,6)
    Ihr seid zu einem Leben in Frieden berufen. (1 Kor 3,15)
    Ihr seid zum Frieden Christi berufen. (Kol 3,15)
    Ihr seid zur Freiheit berufen. (Gal 5,13)
    Ihr seid zu einem Leben berufen, das des Rufes würdig ist, der an euch erging. (Eph 4,1)
    Ihr seid berufen zu leben, wie es Gott würdig ist. (1 Thess 2,12)
    Ihr seid in Gottes wunderbares Licht gerufen. (1 Petr 2,9)
    Ihr seid berufen, Segen zu erlangen. (1 Petr 3,9)
    Ihr seid zum ewigen Leben berufen. (1 Tim 6,12)
    Ihr seid berufen, heilig zu sein. (1 Thess 4,7)
    Darum bemüht euch,
    dass eure Berufung und Erwählung Bestand hat. (2 Petr 1,10)

    Zur Heiligkeit sind sie berufen,
    d.h. bei Gott zu sein,
    in ihm und mit ihm
    in den Umständen des begrenzten Lebens,
    nicht fehlerfrei, nicht perfekt, nicht alle Erwarungen erfüllend,
    sondern durch ein Beispiel von Liebe.
    Jeder nach seinen Fähigkeiten und Möglichkeiten,
    jeder gemäß der ihm von Gott verliehenen Gabe.
     
  3. Kirchliche Dokumente

    Kirchliche Dokumente sprechen oft, aber nicht uferlos von "Berufung". Stets werden dabei bestimmte Akzente gesetzt, die eine besondere Nähe zu Gott in einer bestimmten Situation, in einer bestimmten Sichtweise zum Ausdruck bringen. Eine "Berufung" bezeichnet dann eine besondere Qualität, aber sie meint kein "Besser-sein", keine Rangordnung.
    "Berufung" sagt: dies ist ein Weg, eine Aufgabe, eine Lebensform, die dem konkreten Menschen entsprechend seine besondere Beziehung zu Gott in besonderer Weise verwirklicht.

    Berufung zur Gemeinschaft mit Gott (GS 19)

zur Einheit mit Jesus Christus (LG 3)

ein Tempel des Heiligen Geistes zu sein (CL 37)

 

Berufung, Kind Gottes zu sein (CL 37)

sich vor den Menschen zu Jesus, dem Sohn Gottes zu bekennen (Generalaudienz 3.3.1999)

Anteil zu haben an den Leiden Christi (Salvifici Doloris 30)

durch den Hl. Geist, auf eigene Weise mitverantwortlich zu leben (CL 21)

 

Berufung aus Gnade (LG 13), in der Taufe empfangen (CL 16)

 

Die Berufung der Kirche zur Einheit mit Jesus Christus (LG 3)

zur Einheit in Glaube, Hoffnung und Liebe (UR 2)

zur Einheit im Heiligen Geist (UR 2)

zur Ökumene (10. Bischofssynode, Lineamenta 12)

Zeichen und Werkzeug der Vereinigung mit Gott und für die Einheit der Menschen zu sein (LG 1)

 

Die Berufung der Menschheit, eine Familie zu bilden in Einheit und Geschwisterlichkeit (Botschaft zum Weltfriedenstag 1.1.2000)

 

Berufung, in Gemeinschaft zu leben (CL 40)

für andere da zu sein (Mulieris Dignitatem 7)

zur Solidarität (GS 32)

zur Gestaltung der Welt (GS 91)

zur Sorge um die Schöpfung (CL 14)

 

Berufung zur Heiligkeit (LG 11)

zum ewigen Leben (10. Bischofssynode, Lineamenta 82)

zu Glaube, Hoffnung und Liebe (LG 40)

zur Freude (CL 53)

zur Freiheit (2. Europa-Synode, Lineamenta 18)

zu wachsen und zu reifen (CL 57)

 

Berufung zum Apostolat (AA 4)

Zeugnis zu geben (Incarnationis mysterium)

das Evangelium zu verkünden (CL 33)

das Reich Gottes zu suchen (LG 31)

zur Mission (AG 23)

den interreligiösen Dialog zu führen (10. Bischofssynode, Lineamenta 77)

 

Die Berufung

der Bischöfe (LG 26)

der Priester (LG 28, 90)

der Diakone (AG 18)

der Ordensleute (LG 44, PC 8)

der Laien (AA)

der Frauen und Männer (Mulieris Dignitatem)

der Eheleute (GS 48)

der Familien (FC)

der Eltern und Erzieher (GE 5)

der Kinder und Jugendlichen (Brief an die Kinder/2. Europa-Syonode, Instrumentum Laboris 79)

der Katecheten und der Katholischen Aktion (AG 15)

der Ärzte, Krankenpfleger und Pflegehelfer (CL 53)

der Künstler (Brief an die Künstler)

der Universitäten (Apostolische Konstitution über die Universitäten)

im Wirtschaftsleben (GS 63)

in der politischen Gemeinschaft (GS 78)

 

Die Berufung, die eigene Berufung zu entdecken (CL 58)

  1. Ein Zeichen zu sein

    Berufen, Stein zu sein.
    Bereit, ein Haus aufzubauen für Menschen
    und ihnen Schutz zu sein.
    Ein Stein, der auch anstößt,
    aus der Routine der üblichen Schritte herausreißt,
    Bisheriges manchmal zum Stolpern bringt.
    Ein Stein, der etwas ins Rollen bringt:
    eine Entwicklung, die notwendig ist.

    Berufen, ein Weg zu sein.
    Bereit, Schritte zu ermöglichen zu einem Ziel.'
    Ein Weg, der verlässlich und trittsicher ist,
    der hell und einladend ist,
    nicht zu mühsam, nicht zu steil.
    Ein Weg, der zu jeder Jahreszeit und bei jedem Wetter begehbar ist.

    Berufen, ein Baum zu sein,
    mit den Wurzeln fest in der Erde
    und dem Himmel offen entgegengestreckt.
    Ein Baum, der blühend das Auge erfreut,
    der Früchte trägt und Nahrung gibt,
    der Heimat ist für manchen Gesang.
    Ein Baum, unter dem man aufatmen kann.

    Berufen, Wasser zu sein.
    Bereit, andere zu stärken und zu erfrischen,
    ohne Nachgeschmack.
    Wasser, das Leben ermöglicht und fördert,
    das sich verschenkt, bescheiden und nützlich,
    das da ist, wo man es benötigt und sucht.
    Wasser, das manchmal den Himmel spiegelt
    und Durchblick gibt auf den Grund.

    Berufen, Brücke zu sein.
    Bereit, auch manchmal gewagt,
    Klüfte und Abgründe zu überwinden.
    Eine Brücke, die verbindet und vermittelt
    zwischen Menschen, Religionen und Konfessionen,
    die einen Weg eröffnet, der sonst nicht da wäre.
    Eine Brücke, die sicher ist, die Spannungen und Belastungen aushält.

    Berufen, ein Brief zu sein,
    dessen Absender eigentlich Christus ist,
    der seine Botschaft enthält.
    Ein Brief, der aufbauende, tröstende Worte hat,
    der ermutigt und guten Rat gibt,
    der klären und unterscheiden hilft.
    Ein Brief,
    ja ein Liebesbrief Gottes,
    der zur rechten Zeit kommt.

 

Berufen zum Christ-Sein

  1. Das Reich Gottes aufbauen

    Berufung, das Reich Gottes aufzubauen

    Fürchte dich nicht.
    Gott hat dich berufen,
    inmitten dieser Welt,
    inmitten dieser Familie,
    inmitten deinem Land, in dem du lebst.
    Fürchte dich nicht.
    Der Herr glaubt an dich.
    Du bist einmalig, unvergleichlich und wunderbar.

    Frage dich, zum ersten Mal oder von neuem:

    Bist du berufen, Frau oder Mann zu sein,
    auf dem Weg zur Ewigkeit im Sakrament der Ehe?
    Hör auf die Stimme Gottes, hör auf seinen Ruf.
    Er zeigt dir den Weg deiner Liebe.

    Bist du berufen, Mönch oder Nonne zu sein,
    ein stiller Zeuge der Gegenwart Gottes?
    Hör auf die Stimme Gottes, hör auf seinen Ruf.
    Er zeigt dir den Weg deiner Liebe.

    Oder bist du berufen, Bruder und Schwester zu sein,
    in einer Kongregation, einem Säkularinstitut,
    in der Nachfolge der Liebe?
    Hör auf die Stimme Gottes, hör auf seinen Ruf.
    Er zeigt dir den Weg deiner Liebe.

    Bist du berufen, Missionar zu sein oder Entwicklungshelfer
    und dorthin zu gehen, wo Gott dich erwartet
    als Bote seiner Zärtlichkeit und seiner Solidarität?
    Hör auf die Stimme Gottes, hör auf seinen Ruf.
    Er zeigt dir den Weg deiner Liebe.

    Bist du berufen, Diakon zu sein,
    Diener seines Wortes seines Tisches, seiner Liebe?
    Hör auf die Stimme Gottes, hör auf seinen Ruf.
    Er zeigt dir den Weg deiner Liebe.

    Bist du berufen, Priester Gottes zu sein,
    sein Wort zu verkünden, damit der Glaube seines Volkes wächst
    und die Geheimnisse zu feiern, der Gemeinschaft, der Vergebung?
    Hör auf die Stimme Gottes, hör auf seinen Ruf.
    Er zeigt dir den Weg deiner Liebe.

    Bist du berufen, durch einen Dienst, ein Charisma
    als Religionslehrer/in, als Pastoralassistent/in
    in einem kirchlichen Beruf, in einem ehrenamtlichen Engagement
    die Kirche so aufzubauen,
    dass sie immer mehr, immer besser ihre Sendung erfüllen kann?
    Hör auf die Stimme Gottes, hör auf seinen Ruf.
    Er zeigt dir den Weg deiner Liebe.

    Von Anfang an hat Liebe Zeit und Raum umfasst.
    Meine Berufung ist es, dies heute wachzuhalten.

    (Weltjugendtag Paris 1998)
     
  2. Ruf/Bekehrung

    Gottes Ruf ergeht an sein Volk, aber auch an den Einzelnen.
    Die Berufung Einzelner wird tragend für die Berufung des Volkes.

    Die Weltgeschichte selbst ist eine Rufgeschichte,
    denn Schöpfung ist Ruf.
    Schöpfung als Ruf vom Nichts ins Sein
    spiegelt sich in den Berufungsgeschichten:
    Menschen sind gerufen zu dem,
    was sie aus sich nicht vermögen.
    Aus sich können sie dem Ruf nicht folgen,
    sondern nur aus Gottes Kraft.

    Gott ruft in Jesus.
    Berufung ergeht durch ihn und mit ihm,
    ist Teilhabe an seiner Berufung.
    Die Christen heißen Berufene. (Vgl. Hebr 9,15)

    Berufung ist persönlich und gemeinschaftlich. (Mk 3,13 ff)

    Sie ist in einem
    Berufung zu Jesus,
    zur Einheit der Kirche,
    zum Kreuz
    und zur Welt.

    Berufung der und in der Kirche umfasst Einheit und Vielfalt.

    Berufung erhellt schließlich den Sinn des Mensch-Seins.
    Gottes Ruf findet,
    wer auf den Willen Gottes im Alltag achtet,
    mit seinem Wort lebt,
    die anderen und sich wahrnimmt,
    das Gespräch mit dem Herrn
    und mit den Menschen sucht.

    Alle haben auf den eigenen Ruf achtend
    auch der Berufung der anderen zu dienen.

    (nach Klaus Hemmerle, in: Lexikon der Spiritualität, Ruf/Beruf/Berufung)
     

Berufung in der Kirche

  1. Zwischen Suchen und Finden?

    So sicher spreche ich manchmal von Berufung.
    Ich glaube zu wissen, worum es geht.
    Aber dann fallen mir Menschen, Schicksale und Argumente ein,
    die alles unsicher machen.
    Alles Reden und Deuten,
    alles Verstehen und Zurückweisen
    wird unsicher.

    Elisabeth lebte sechs Jahre im Kloster. Zu den ewigen Gelübden wurde sie nicht zugelassen. Einige Zeit später fand sie die "große Liebe" und heiratete. Doch die Ehe war bald eine kleine Hölle, Trennung, Scheidung. Als Alleinerziehende zog sie zwei Kinder groß, das Mädchen wurde mit 15 schwanger. In der kleinen Wohnung lebten zu viele Menschen mit zu vielen Problemen. Psychologische Betreuung war teuer und konnte nicht wirklich helfen. Das Einkommen aus einer mehr aus sozialen Gründen gegebenen kirchlichen Anstellung reichte gerade zum Leben, aber es ging schief. Elisabeth ist krankheitsbedingt in Frühpension. - Die Geschichte einer Berufung?

    Robert, gelernter Maschinenschlosser, entdeckt seine Berufung, Priester zu werden. Er holt die Matura nach, studiert. Ernüchterung in den ersten Kaplansjahren. Viele Erwarungen, viel Nachfrage nach Äußerlichkeiten. Einseitige Anerkennung, ein Suchen nach tragfähigen Beziehungen zu Menschen. Heute: ein engagierter, aufmerksamer, spirituell tiefer, sich weiterbildender geschätzter Pfarrer, dem viele vertrauen. - Die Geschichte einer Berufung?

    Angelika, Barbara und Christine würden sofort Priester werden. Sie arbeiten in der Kirche als Pastoralassistentin, als Religionslehrerin und als Pfarrsekretärin.  Alle sind gesuchte Gesprächspartnerinnen, alle sind anerkannt in ihren Berufen, alle haben Profil. Alle hätten in ihren Gemeinden Fürsprecher und Widersacher. Alle fühlen sich zum Priester-Sein berufen. Und sie sind unterschiedlich unglücklich, dass dies - sie sagen "noch" - nicht möglich ist. Eine leidet sehr darunter, eine weniger, eine gar nicht. - Sind das Geschichten von Berufungen?

    Hubert, Simon und Michael waren Priester. Huberts Laiisierungsverfahren ging schnell. Er ist heute Religionslehrer, verheiratet und hat drei Kinder.
    Simon ist heute ebenso verheiratet und hat drei Kinder, doch wurde sein Laiisierungsverfahren zurückgewiesen. Da er nicht Religionslehrer werden konnte, wollte er sich in der Pfarre engagieren. Für den Pfarrgemeinderat wurde seine Kandidatur nicht zugelassen, obwohl ihn viele wählen würden.
    Michael entdeckte erst an seiner ersten Kaplanstelle, dass er eigentlich nie Priester werden wollte. So unauffällig und angepasst er im Seminar lebte, so plötzlich und rasch schied er aus seinem Amt aus. Ein Laiisierungsverfahren ist ihm egal. Jetzt hat er begonnen, Taxi zu fahren.
    Hubert, Simon und Michael wohnen zufällig im gleichen Wohnblock. - Geschichten von Berufungen?

    Josefa: Nach vielen guten kirchlichen Gemeinschaftserfahrungen zieht sie den Eintritt in den Orden ihren Verehrern vor. In Wirklichkeit findet sie erst langsam, Schritt für Schritt, in den Jahren der zeitlichen Gelübde ihre geistige Heimat und ihre Berufung in ebendieser Ordensgemeinschaft. Heute hat sie jene Aufgaben zu erfüllen, die ihren besonderen Neigungen und Fähigkeiten entsprechen. Die Oberin achtet darauf, dass Zeiten der Erholung und des geistigen Auftankens vorgesehen sind. Josefa strahlt etwas aus. - Die Geschichte einer Berufung?

    Thomas wollte Arzt werden, hat aber das Studium nicht geschafft. Jetzt macht er als Krankenpfleger das Beste aus seinen beruflichen Neigungen. Als Kind und Jugendlicher war er viel in der Pfarre, abgesehen von einer gewissen Zeit der Distanz. Der Ausbildungswechsel hat es ihm ermöglicht, sich zu engagieren. Mit der Jugendgruppe von damals trifft man sich manchmal noch. Eine Religionslehrerin, ein Pastoralassistent, einige mit Familie sind dabei. Mit dem jungen Pfarrer, der einst ein festes Mitglied dieser Gruppe war, gibt es noch Kontakt. - Die Geschichte einer Berufung?

    Rosi bzw. Engelbert machen in ihrer jeweiligen Pfarre fast alles. Sie leiten Runden, machen Mesnerdienste, leiten Wortgottesdienste und Begräbnisse, sie sind einfach unentbehrlich. Rosi, die Hausfrau mit erwachsenen Kindern, Engelbert, der verheiratete jung gebliebene Pensionist. Seit kurzem werden beiden Pfarren von einem Moderator begleitet. Der Dechant meint, Engelbert könnte sofort als "vir probatus" geweiht werden, wenn es möglich wäre. Die Gemeinde akzeptiert ihn quasi als "Gemeindeleiter" und hat sogar den ihr angebotenen Priester aus der Diözese Zielona Gora abgelehnt. Rosi ist es eigentlich egal, ob ein Pfarrer wieder einmal kommt. Auf die Frage, die ihr eine Theologin einmal gestellt hat, ob sie geweiht werden wollte, interessiert sie nicht. Sie hat ohnehin die Fäden in der Hand. Und das war schon beim letzten Pfarrer so. - Sind das Geschichten von Berufungen?

    Georg wollte schon früh Priester werden. Der Orden schickte ihn als jungen Kaplan in eine kleine Gemeinschaft. Doch da war nur ein Pfarrer, der sich ausschließlich um seine Freunde in der Kerngemeinde kümmerte, ein Kaplan, der mit ein paar speziellen Seelsorgefällen fast rund um die Uhr beschäftigt war und ein zynischer Mitbruder, der dem jungen Theologen das Leben oft unerträglich machte. Der einzige Mensch, der ein gutes Wort für ihn hatte, ließ ihn Vater werden. Georg ist heute Pfarrer, mit Mutter und Kind gibt es entfernten Kontakt.  - Die Geschichte einer Berufung?

    Peter ist ein einfacher Mensch. Seine Frau hat ihn bald nach der Eheschließung nicht mehr ernst genommen. Die beiden Kinder stammen von anderen Männern. Die frühe Scheidung ließ ihn verarmen. Der Chef erlaubte ihm jahrelang, im Büro zu übernachten. Bis endlich jemand Rat und Hilfe gab, dass er um sein eigenes Lebensrecht kämpfen konnte. Peters zweite Ehe ist glücklich, sie ist nicht kirchlich. In einer religiösen Gemeinschaft geht er gelegentlich zur Kommunion. In der Pfarre wurde er vor vielen Jahren "hinausgeworfen", so empfand er es zumindest. - Die Geschichte einer Berufung?

    Karoline, Witwe. Nach ihrer Pensionierung als Sekretärin erlebt sie einen Pensionsschock. Sie kommt sich nutzlos und ungebraucht vor, auch von den eigenen Kindern, die woanders leben. Sie wird depressiv, Therapien werden zur Gewohnheit. Durch eine Bekannte findet sie Kontakt in einer kirchlichen Gruppe. Sie fühlt sich angenommen, interessiert sich wieder für dies und jenes, sie beginnt mitzuarbeiten und lebt auf. Sie schenkt viel von ihrer Zeit. Therapie braucht sie keine mehr, weil sie geheilt ist. - Die Geschichte einer Berufung?
     
  2. Worum geht es?

    Ganz und gar unsicher spreche ich von Berufung jetzt.
    Was ist es wirklich?
    Was ist Berufung und was ist Täuschung?
    Was bedeuten die Mitmenschen,
    die eine Berufung entdecken helfen,
    die aber auch eine falsche Begabung fördern
    oder eine echte umbringen?
    Was ist Ruf Gottes und was ist die Projektion des eigenen Rufens?
    Wie fest stehen Rahmenbedingungen, "Zulassungsbescheinigungen"?
    Wie zwingend sind pastorale Notlösungen?
    Und was ist wirklich eine "Not"?

    Und denken wir heute an 2010 oder 2050?
    Wie weit soll und muss man denken?
    Geht es um Österreich, um Europa,
    um die Mission, um die Weltkirche?

    Alle sind Berufene,
    aber -
    beim besten Willen -
    wozu jeder im Einzelfall
    wirklich
    in der Kirche berufen ist,
    das weiß ich nicht.
    Oder weiß ich es manchmal doch?

    Berufung ist nicht Sache des eigenen Wollens oder der Aubildung,
    sondern bedeutet verwandelt werden zum Boten Gottes.
    Das schließt das Hören auf das Wort,
    Aushalten im Leiden,
    die Übereinstimmung von Botschaft und Leben
    sowie immer neue Transparenz auf den Berufenen hin ein.

    (Lexikon für Theologie und Kirche, 2. Auflage, Band 2, S 303)
     

Zum Mensch-Sein berufen 3: In dieser Welt

  1. Die Welt gestalten

    Die Berufung, die Welt zu gestalten,
    jeder nach seinen Fähigkeiten und Möglichkeiten,
    jeder nach der ihm von Gott verliehenen Gabe.
    Als Mensch unter Menschen,
    als Frau, als Mann,
    als Mutter, als Vater,
    als Eltern, als Kinder,
    als Familie.
    Berufung, die Welt zu gestalten
    als Arbeitende, als Arbeitslose,
    in der Fabrik, im Büro, im Geschäft, unterwegs.
    Als Hausfrau, als Hausmann,
    in der Schule, am Spielplatz,
    in Heimen, sogar in Gefängnissen.
    Als Lehrer, als Erzieher,
    als Arzt, als Sozialarbeiter, als Reinigungskraft.
    Als Politiker, als Jurist, als Polizist.
    Als Beamter, als Bürger,
    als Untertan und als Freiheitskünstler.
    In der Wirtschaft, im Sport,
    in den Medien, in der Unterhaltungsindustrie.
    In Dienstleistungsbetrieben,
    in der Welt der Finanzen,
    als Künstler, als Journalist,
    als Manager, als Experte.
    Als Wissenschaftler, als Hilfsarbeiter.
    Als Kunde, als Konsument, als Konsumverweigerer.
    In allen Berufen,
    bei allen Geschäftigungen,
    an allen Orten.

    Aber -
    ob man es weiß oder nicht -
    Berufung ist es,
    gemäß dem Plan Gottes
    alles Liebe werden zu lassen.
     
  2. Zum Mensch-Sein berufen

    Zum Mensch-Sein berufen.
    Berufen zum Leben,
    zum Atmen, zum Spüren, zum Fühlen,
    zum Handeln, zum Denken.
    Berufen zum Essen und Trinken im rechten Maß.

    Zum Menschsein berufen.
    Zum Wachsen und Reifen und Sich-Entfalten.
    Zum Glauben, zum Hoffen und zum Lieben.
    Zum Werden und zum Vergehen.
    Berufen zur Ewigkeit.

    Zum Mensch-Sein berufen.
    Zum Reden, Hören und Schweigen,
    zum Ahnen, Deuten und Verstehen.
    Zum Singen, Tanzen, zum Lachen und Weinen.
    Berufen zum Teilen.

    Zum Mensch-Sein berufen.
    Zur Achtung und Toleranz,
    zur Mitmenschlichkeit und zum Frieden stiften.
    Zu helfen und Hilfe zu empfangen.
    Berufen, miteinander da zu sein.

    Zum Mensch-Sein berufen.
    Zum Erdulden und zum Verzeihen,
    zum Leiden, Trauern und Sterben.
    Zum Leben mit Krankheit,
    der eigenen oder der eines geliebten Menschen.
    Berufen zum Trost und zum Trösten.

    Zum Mensch-Sein berufen.
    Zur Gestaltung der Dinge,
    zum sorgfältigen Umgang mit allem,
    zum Einklang mit einer guten Schöpfung.
    Berufen, die Welt menschlicher zu machen.

    Zum Mensch-Sein berufen.
    Zur Freiheit und zur Verantwortung,
    zum Genießen, zum Danken, zur Freude,
    zu Spiel und Sport,
    zum Wandern und Ruhen, zum Schauen.
    Berufen, Sinn zu finden.

    Zum Mensch-Sein berufen.
    Zum Forschen und Fragen,
    zum Zweifeln, Suchen und Finden.
    Zur Leistung und zur Erholung,
    berufen, einen eigenen Weg zu gehen.

    Zum Mensch-Sein berufen
    als Mensch unter Menschen.
    In Ehe, Familie, Freundschaft und Nachbarschaft.
    In Gemeinschaft und in Zusammenarbeit.
    Berufen, Mitmensch zu sein.

    Zum Mensch-Sein berufen.
    In allen Völkern, Nationen und Rassen,
    in allen Sprachen und in allen Millieus,
    überall,
    vor allem dort, wo ich jetzt bin.

    Zum Mensch-Sein berufen.
    Berufen, den Menschen zu begegnen,
    berufen, Gott zu begegnen,
    berufen, zu lieben.
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Zusatzinformationen:

Pastoral heißt:

 

Dasein mit den Menschen

im Geist des Evangeliums

 

 



Österreichisches Pastoralinstitut

 

 


Amoris laetitia

Nachsynodales Schreiben über die Liebe in der Familie

Link zum Dokument


Evangelii Gaudium

(Freude des Evangeliums)

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Laudato si'

("Umwelt-Enzyklika")

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Laudate Deum

(Schreiben zur Klimakrise)

Link zum Dokument

 


Katechumenat

Erwachsene entdecken den Glauben und wollen sich in einem "Kate­chumenat" auf die Taufe vorbereiten.


Asyl - Flucht - Integration

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