„Simon Petrus antwortete ihm: Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens.“ (Joh 6,68)
Evangelium:
Du hast Worte ewigen Lebens (Joh 6, 66-69)
Das Messias-Bekenntnis des Petrus hat im Johannes-Evangelium einen anderen Zusammenhang als bei Matthäus, Markus und Lukas (Mt 16, 13-20; Mk 8, 27-30; Lk 9, 18-21). Bei diesen dreien steht es in Verbindung mit der Frage, für wen Jesus von den Menschen gehalten wird. Die Antwort des Petrus: für den Messias.
Bei Johannes erfolgt dieses Bekenntnis, nachdem Jesus von vielen verlassen worden ist. So klingt diese Stelle zunächst fast kläglich. Will überhaupt jemand bei Jesus bleiben? Und was bedeutet der erste Satz der Antwort des Petrus: Wir kennen ja niemanden? Etwa: Wir sind ja so arm, wir haben keine Alternative zu dir – oder Ähnliches?
Beginnend mit dem zweiten Satz schwingt sich Petrus zu einer Klarheit auf, die jeden mitleidvollen Ton verstummen lässt. Jesu wird als der Heilige Gottes bekannt, der im Unterschied zu allen anderen Predigern „Worte des ewigen Lebens“ hat, d.h. auf die man die ganze Existenz bauen kann.
Das kann nur der Glaubende sagen. Wer nicht zum Glauben gekommen ist, musste schon zuvor irre werden an den schwierigen, schwer verständlichen und anstößigen Argumenten Jesu. Haben die Apostel dieses theologische Gespräch zuvor überhaupt verstanden? Auf intellektueller Ebene sind gebildete, sogar bisher wohlmeinende Anhänger Jesu gescheitert.
Und das ist ein Hinweis für eine christliche Konfliktkultur. Jesus ist manchmal schwerer zu verstehen, als der halbwegs gebildete Christ es zugeben will. Der Intellekt, das Wissen um theologische und gesellschaftliche Hintergründe reicht nicht aus, die unter Umständen verschlüsselten „Worte ewigen Lebens“ herauszuhören. In religiösen Gesprächen und Diskussionen muss dies bewusst sein, zu Bescheidenheit mahnen und den Blick auf das Wesentliche in der Gesamtheit der menschlich-göttlichen Beziehungen öffnen. Das gelingt nur im Glauben, auf den sich letztlich jedes Zusammensein sichtbar beziehen muss. Eine äußere Anhängerschaft oder ein gewisses Maß an Glaubenswissen sind für sich keine Zeichen des Glaubens. Das Eigentliche der Beziehung zu Christus ist das Bekenntnis. Wo dies unterbleibt, fehlt Christus im Leben eines Menschen, so „christlich“ seine Lebensgestaltung sonst aussehen mag.
Im Sinn einer christlichen Konfliktkultur kommt es einzig auf den gelebten Glauben an. Die Trennlinie zwischen Glauben und Unglauben verläuft nicht bei unverstandenen Lehren, bei verschiedenen Standpunkten bei Auseinandersetzungen usw. Die Grenze einer Gemeinschaft von Christen und anderen, die diese Nähe zu Christus nicht gefunden haben oder nicht wollen, liegt zwischen dem Sein bei Jesus und dem Weggehen von ihm. Heute wird diese Trennlinie selten klar zu ziehen sein. Irgendwie geht sie manchmal durch einen einzigen Menschen hindurch. Da kann man aber wieder auf den Punkt kommen: Wer ist Jesus? Wer ist er für mich?
Von der Antwort auf diese Frage hängt der ganze Glaube ab und seine Ausformung ist immer neu und schöpferisch aufgegeben.