„Was ihr von anderen erwartet, das tut ebenso auch ihnen“ (Lk 6,31)
Evangelium:
Die Goldene Regel (Mt 7,12; Lk 6,31)
Diese Kurzfassung eines christlichen Lebensstils möchte zum Perspektivenwechsel aufrufen. Erwartungen, Wünsche usw. an andere werden damit überprüft, ob bzw. inwieweit ich selbst bereit bin, ihnen nachzukommen. Gerade in Konfliktfällen ist diese Rückbesinnung hilfreich und fordert zu einer Sicht der Gleichwertigkeit auf. Eine noch höhere Sicht wird im Liebesgebot festgehalten (Lev 19,18, Dtn 6,4ff, Mt 22,37-39, Mk 12,29-31, Lk 10,27).
Die Verbindung von Gottes- und Nächstenliebe ist in der Betrachtung einer christlichen Konfliktkultur von entscheidender Bedeutung. Je erfüllter das Herz von Gott ist, je entschiedener ein Mensch für Gott lebt, desto größer wird der Raum für die Liebe zum Nächsten, die doch immer brüchig und konfliktanfällig bleibt. Die Gleichstellung des Nächsten mit der eigenen Person ist realistisch und programmatisch zugleich. Hier kommt niemand zu kurz.
Den Nächsten „mehr“ zu lieben würde zur Verkrampfung und Skrupellosigkeit führen und überfordern. Sich selbst mehr zu lieben würde eine Unterordnung schaffen, die letztlich jedes Verhalten rechtfertigen könnte. Aber die Gleichstellung ermuntert zu einem möglichen Höchstmaß, das allen zugutekommt.
Somit schließt sich der Kreis der Betrachtungen zu einer christlichen Konfliktkultur in seinem alleintragenden Fundament, in der Liebe. Diese ist Basis für jedes christliche Denken, Reden und Tun und somit unabdingbare Voraussetzung für eine christliche Konfliktbewältigung. Dass hier der Mensch an erster Stelle stehen muss, keine Sachfrage, keine Struktur, gehört wesentlich dazu. Das mag manche Konflikte, die auf der Sachebene lösbar erscheinen, komplizierter machen. Aber dadurch werden sie menschlich und christlich.