Konfliktkultur: Zusammenarbeit - Der fremde Wundertäter
„Denn wer nicht gegen uns ist, der ist für uns.“ (Mk 9,40)
Evangelium:
Der fremde Wundertäter (Mk 9,38-41, Lk 9, 49-50)
Das Ordnungsdenken der Jünger wird durch eine erfreuliche Situation erschüttert. Jemand beruft sich in seinen guten Taten auf Jesus, gehört der Gemeinschaft jedoch nicht an. Was soll das heißen? Wie soll man mit dieser Situation umgehen?
Zunächst ist festzustellen, dass tatsächlich Gutes in ehrlicher Weise geschieht. Da der Fremde dies im Namen Jesu tut, muss er wohl irgendeine Beziehung haben, über die Jesus selbst offenbar nichts Näheres weiß. Die Jünger sind irritiert, weil eine nähere Verbindung nicht zustande kommt. Der Fremde folgt nicht nach. Er behält seine Eigenständigkeit und äußere Distanz, die durch innere Verbundenheit nicht überbrückt wird.
Jesus ist nicht beunruhigt. Zwar ist seine Botschaft an seine Person gebunden. Aber auch eine teilweise (?) Annahme der Botschaft ist schon etwas Positives. Jede gute Tat baut das Reich Gottes auf. Da besteht eine tiefe Gemeinsamkeit zwischen den Jüngern und dem Fremden. Sicherlich wird man in den gemeinsamen Anliegen nie gegeneinander auftreten und nie schlecht voneinander reden. Das vorhandene Gute soll anerkannt werden. Es besteht keine Veranlassung, einen „Mangel an Nachfolge“, einen Mangel an Verbundenheit, zu kritisieren.
Im Sinn einer christlichen Konfliktkultur wird ein Weg der Vereinnahmung oder der einseitigen Aufhebung der Distanz („wir erkennen ihn einfach als Jünger an“) nicht gegangen. Es gilt, alle Menschen guten Willens und deren Engagement zu schätzen, egal wie fremd oder verbunden sie dem christlichen Glauben sind. Distanz und Unterschiedlichkeit mögen bestehen bleiben, hindern aber nicht das Zusammenstehen aus welcher Motivation heraus auch immer (vgl. auch Mk 9,41).
Es ist Gelassenheit angesagt. Gott lässt Gutes nicht nur in den Räumen der Kirche wachsen. Und nicht alles muss in eine Kirche hineingezwängt werden, die nicht für alles kompetent ist. Sie wird sich dankbar anregen lassen und es nach Kräften unterstützen (vgl. Gaudium et Spes 42 und 44). Aber eine Übernahme von Aufgaben wird schon wegen eines anderen „Umfelds“ nicht immer möglich sein.
Gott erweckt überall und bewirkt eine Gemeinsamkeit, die über alle sichtbaren Grenzen und Ordnungen hinausgeht. Vor Gott zählt, dass Menschen guten Willens zusammenarbeiten, um aus ihrer Sicht und nach ihren Möglichkeiten etwas zum Aufbau einer umfassenden Solidarität der einen Familie Menschheit beitragen. Das ist ein Stück Reich Gottes.