Theologin: Transformationen in Kirche und Gesellschaft aktiv gestalten
Für eine aktive Gestaltung aktueller Transformationsprozesse in Kirche und Gesellschaft hat sich die Theologin und Direktorin des Österreichischen Pastoralinstituts (ÖPI), Gabriele Eder-Cakl, ausgesprochen. Auch wenn Angst, Apathie und Resignation in Kirche und Gesellschaft weit verbreitet seien, so gelte es, an den Visionen eines gelingenden Miteinanders festzuhalten. "Meine Vision ist, die Menschenwürde für alle, ebenso die Gerechtigkeit und den Frieden in dieser Welt wirklich werden zu lassen", sagte Eder-Cakl beim Gesundheitsempfang des Landes Oberösterreich am Montagabend in Linz.
Ob digitale Transformation durch KI-Systeme oder Transformationen in Form des Abbruchs bislang bewährter religiöser Formen in der Kirche: beides verlange nach einer "Kultivierung des Menschseins, die das Gute zum Vorschein bringt, die das Leibliche und Spirituelle, die Reflexionsgabe und Gemeinschaftsbildung des Menschen schätzt", so die Theologin.
Die Kirche stehe heute unter besonderem Transformationsdruck: "Einfach ausgedrückt heißt das, dass wir heute nicht mehr die Beziehung zur Kirche daran messen können, wie viele am Sonntag um 9.30 Uhr im Gottesdienst sitzen, sondern daran, wer mit uns in ein Gespräch treten will - zu Grundfragen des Lebens: Was ist der Sinn in diesem Leben? Warum das viele Leid? Wie geht ein gutes Leben in dieser Welt?" Es gelte dabei, dies nicht nur als Verlustrechung zu betrachten, sondern zu erkennen, dass viele Menschen kirchliche Angebote dennoch nutzen - nur eben auf andere, bislang nicht gekannte und ungezwungene Art und Weise.
Reformweg Schritt für Schritt
Die in dieser Woche in Rom endende Synodalversammlung erachtete Eder-Cakl in dem Kontext als große Chance: "Ich bin eigentlich sehr froh, dass gerade jetzt ernsthaft über einzelne konkrete Änderungen bzgl. Gerechtigkeit für Frauen in der Gesellschaft und Kirche debattiert wird, das Frauendiakonat ernsthaft angegangen wird und ich davon ausgehe, dass im Oktober nächstes Jahr dazu konkrete Entscheidung gefällt werden." Für manche möge das "zu spät" sein, dennoch bleibe sie davon überzeugt, dass es nur "Schritt für Schritt auf ein Ziel hin" geht.
Eder-Cakl: "Mein Ziel für die Frauenfrage ist ganz klar: Geschlechtergerechtigkeit auf allen Ebenen der Kirche, sieben Sakramente für alle. Meine Vision, dass die Kirche sich in der Gesellschaft für Gerechtigkeit einsetzt und das innerhalb der eigenen Organisation selbstverständlich lebt. Das zieht mich in die Zukunft und das ermöglicht es mir auch, am Weg dorthin Kompromisse einzugehen - immer mit dem Ziel vor Augen."
Diese Mischung aus visionärem Blick auf Chancen und Möglichkeiten ebenso wie auf offene Fragen von Gerechtigkeit und Menschenwürde gelte es laut der Pastoraltheologin auch im Umgang mit dem digitalen Fortschritt und der KI zu finden. Konkret schlug sie dabei vor, auch im Bereich digitaler Transformation die "Vision eines guten Lebens für alle, die Vision von gelebter Menschenwürde und Gerechtigkeit" zu verfolgen. Dazu gebe es bereits ausgearbeitete ethische Regeln für Gestaltung, Programmierung und Training von KI-Systemen etwa seitens der UNESCO, wies die Theologin hin.
Eine reine technisch vorangetriebene Optimierung etwa im Gesundheitsbereich könne hingegen eine "Falle" darstellen: Denn "auch wenn wir in Zukunft 120 Jahre leben, heißt es noch nicht, dass unser Leben besser wird. Endlichkeit und Tod ist auch Teil eines guten Lebens."
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