Tagung "Wege der Innovation in der Kirche"
Ergänzungen:
allgemein:
Der Begriff INNOVATION bleibt trotz aller Annäherungen unklar. Sogar, wenn er jemandem klar wird: ein/eine Gesprächspartner/in kann darunter etwas anderes meinen.
zum Referat von Florian Sobetzko:
Eine wertvolle Plaungshilfe, um Innovatives nachhaltig zu entwickeln, bietet das Canvas-Modell. Dieses ist umfassend angelegt, sodass man sich erst näher dmait beshcöftigen muss, um es anwenden zu können. Und es braucht seine Zeit, bis auf dieser Basis Ideen entwickelt, durchdacht und realisiert werden können.
Dabei hilft folgender Planungsraster (deutlicher auf der oben verlinkten Website):
0 - Vorüberlegungen
Pastoraler Auftrag: Vision und Mission
Wozu ist Kirche da? Und was bedeutet das für uns?
Theologische und spirituelle Anhaltspunkte, die dem Projekt Richtung geben:
- Bibelstellen, Konzilstheologie
- Zitate von Bischöfen oder Päpsten
Konkrete Ideen für eigene Mission, z.B.
- Wir wollen die gastfreundlichste Gottesdienstgemeinde der Stadt werden.
- Wir wollen ein hochattraktives Kurskonzept für Brautpaare ohne Gemeindebezug entwickeln.
1 - Nutzergruppen
Wem bieten wir einen Nutzen?
- Personen
- Zielgruppen
- Begünstigte und Geber
- Milieus
- breite Masse oder Nischenpublikum?
Tipp: Auftraggeber/in, z.B. das Bistum, ist in der Regel immer auch „Kunde“!
2 - Nutzenversprechen
Welchen Nutzen bieten wir?
- Welchen funktionalen Nutzen bieten wir? Welchen psychosozialen Nutzen?
- Welche pastoralen, sozialen, organisationalen Dienste erbringen wir?
- Welche Eigenschaften müssen unsere Produkte bzw. Dienstleistungen aufweisen, damit sie an angepeilten Nutzen stiften?
- Welche Eigenschaften werden als selbstverständlich vorausgesetzt, welche tragen zur Zufriedenheit bei, welche erzeugen gar einen „wow!“-Effekt?
Tipps: Nur, was ein Bedürfnis (besser) bedient oder ein Problem (besser) löst, kann ein Erfolg werden.
Es ist hilfreich, zunächst über Nutzen und Wirkungen (Durstlöschen, Umweltschutz) nachzudenken, und dann erst über konkrete Produkte oder Dienstleistungen, die den Nutzen stiften könnten (Getränk).
3 - Nutzerbeziehungen
Welche Arten von Beziehungen werden erwartet? Welche sind schon aufgebaut?
- persönliche Unterstützung
- Teamarbeit
- Dienstverhältnis
- Gemeinschaft, Nähe
- professionelle Distanz
- automatisiert, z.B. über Internetseite
Tipp: Nicht die Bedürfnisse der Akteure mit den Bedürfnissen der Zielgruppe verwechseln, z.B. Bedürfnis nach Nähe und Gemeinschaft bzw. Distanz und Unverbindlichkeit.
4 - Kommunikations- und Zugangswege
Wie erreichen wir unsere Nutzergruppen?
- Darreichungsformen und Verteilungswege
- bisher / demnächst
- Wie machen wir unser Angebot bekannt?
- Wie informieren wir darüber?
- Wie erfolgt Nutzung und ggf. Unterstützung durch uns?
Tipp: Gesucht sind die aus Nutzersicht optimalen Wege, die sich in seine Abläufe optimal integrieren, beispielsweise WhatsApp statt E-Mail für Jugendliche, aber Kirchenzeitung und Jahresberichte für Kirchenobere.
5 - Einnahmen und Erlösströme
Für was sind unsere Nutzer/innen bereit, etwas zu geben? Wie viel? Was und wie viel geben sie aktuell?
- invertierte Arbeits- oder Freizeit, Talente, persönliches Engagement
- Spenden, Kirchensteuern, Zuschüsse, Personalkosten
- Räume und andere Ressourcen
Tipp: Beziffern Sie möglichst präzise: wie viele Stunden müssen beispielsweise ehrenamtlich investiert werden, damit Ihr Projekt funktioniert?
6 - Schlüsselaktivitäten
Welche Aktivitäten erfordern unser Nutzenversprechen, unsere Kommunikations- und Zugangswege, Nutzerbeziehungen und Einnahmequellen?
Typische Beispiele:
- Koordination von Teamarbeit
- Aus- und Fortbildung von Mitarbeiter/innen
- Aufbau und Abbau von Technik für Veranstaltungen
- Einzelgespräche oder Gruppenveranstaltungen
- Produktion von Printmedien
- Arbeit mit Social Media
- Schreiben von Pressemitteilungen
Tipp: Welche Aktivitäten sind wirklich essentiell, damit Ihre Idee inkl. Finanzierung funktioniert?
7 - Schlüsselressourcen
Welche Ressourcen benötigen unser Nutzenversprechen, unsere Kommunikations- und Zugangswege, Nutzerbeziehungen und Einnahmequellen?
- finanziell, z.B. Projektmittel, Spenden
- physisch, z.B. Räume, Tontechnik
- personell, z.B. ehrenamtliches Engagement
- intellektuell, z.B. Fachwissen in Flüchtlingsarbeit, Fremdsprachen
Tipp: Kirchensteuerfinanzierte und scheinbar kostenlose Ressourcen benennen und nicht einfach voraussetzen.
8 - Schlüsselpartnerschaften
Wer sind unsere für das Gesamtkonzept wichtigsten Partner/innen?
- kommerzielle Lieferanten und Dienstleister
- Inhaber/innen von Schlüsselressourcen
- Geldgeber/innen, Anstellungsträger
- haupt- oder ehrenamtliche Mitarbeiter/innen und Unterstützer/innen
- ermöglichende Personen und Institutionen
Tipp: Partner/innen sind nicht selten auch Nutzer/innen oder werden dazu. Unbedingt etwa prüfen, ob ehrenamtlich Engagierte nicht auch als „interne Nutzer/innen“ mt eigenem Nutzenversprechen usw. beschrieben werden sollten!
9 - Kostenstruktur
Welche sind die wichtigsten Kostenfaktoren? Welche Schlüsselaktivitäten und welche Schlüsselressourcensind die teuersten?
- Anfangsinvestitionen
- laufende Fixkosten
- laufende variable Kosten (z.B. pro Teilnehmer/in)
Tipp: Fangen Sie grob an und lassen sich von unsicheren Details nicht bremsen – wichtig ist anfangs vor allem die Funktionsweise des Gesamtkonzeptes in den großen Linien.
10 - Vergewisserung
Pastoraler Auftrag: Vision und Mission
Wozu ist Kirche da? Und was bedeutet das für uns?
Theologische und spirituelle Anhaltspunkte, die dem Projekt Richtung geben:
- Bibelstellen, Konzilstheologie
- Zitate von Bischöfen oder Päpsten
Konkrete Ideen für eigene Mission, z.B.
- Wir wollen die gastfreundlichste Gottesdienstgemeinde der Stadt werden.
- Wir wollen ein hochattraktives Kurskonzept für Brautpaare ohne Gemeindebezug entwickeln.
zum Referat von Dr. Georg Plank (frei nach-formuliert):
Um Erfahrungen anderer fruchtbar zu machen, empfiehlt sich der Dreischritt:
ERLEBEN - REFLEKTIEREN - KONTEXTUALISIEREN.
Bei "Innovationen" geht es um Qualität. Oft signaliseieren bereits einfache Qualitätsverbesserungen in der Pastoral, dass Aufmerksamkeit in einer Art geschenkt wird, die Menschen gut-tut, die sie anspricht, durch die sich sich wals willkommen erleben.
Es geht also nicht immer um etwas "total Neues", wohl aber um eine sensible, sorgfältige, situationsangemessene Erneuerung im Blick auf konkrete Menschen.
Das benötigt zunächst eine VISION und sodann eine STRATEGIE, um schließlich zur UMSETZUNG zu gelangen.
Es ist nötig, Prioritäten zu setzen - und Nachrangiges zu lassen.
Das ist nicht einfach, denn manches ist den Menschen lieb geworden, auch wenn es für "Neue" unverständlich und eher irritierend geworden ist. Man kann es nicht allen recht machen. Für jemanden, der aber innovativ sein will, heißt: man muss mit Widerständen, mit Konfikten gut umgehen können; man darf sich davon nicht hindern lassen (Beharrlichkeit); man soll nur so viel Kraft und Aufmerksamkeit den Konflikten widmen, wie unbedingt nötig, damit ausreichend Energie für das Innovative bleibt. Letztlich kann es auch dazu kommen, dass Menschen sich abwenden, die mit der Erneuerung nichts anfangen können.
Aber Wachstum geht nur mit jenen, die nicht schon da sind. Es ist nötig, sich in deren Situation hineinzudenken, hineinzufühlen, um ihre Bedürfnisse, ihre Ansprechbarkeit, ihre möglichen Irritationen zu erkennen - um darauf eingehen zu können. Erst nach diesem Perspektivenwechsel und nach einem ersten Vertauen, sollte ein möglicher nächster Schirrtt (z.B. eine Einladung) erfolgen.
Scheitern gehört wohl dazu, wenn man Innovatives gestaltet. Davon soll man sich nicht abschrecken lassen. Man kann entweder wieder aufstehen und es noch einmal versuchen (wobei man aus dem ersten Scheitern gelernt hat); oder man erkennt im Scheitern einen Hinweis dafür, dass man etwas anderes versuchen soll.
Im "Experiment" steckt ja das "Probieren", für das es - mangels vorheriger Erfahrungen - keine Erfolgsgarantie geben kann.
(Aber: Niederzufallen ist nicht so schlimm; arg wird es erst, wenn man nicht mehr aufstehen will.)
Erinnert wird an die Prinzipien der sog. Natürlichen Gemeindeentwicklung:
Leitung: bevollmächtigend
Mitgliedschaft: Gaben/Charismen-orientiert
Spiritualität: leidenschaftlich
Strukturen: zweckdienlich
Gottesdienste: inspöriierend
Kleingruppen: ganzheitlich
Evangelisation: bedürfnisorientiert
Beziehungen: liebevoll
Schließlich:
Man sollte groß denken von sich und den anderen - und von Gott;
alle sind mit Gottes Gaben beschenkt.
Und Gott geht mit.