Zahlreiche exegetische Beobachtungen legen nahe, dass nicht alle Wunder Jesu so stattgefunden haben wie sie in den Evangelien geschildert werden. Letztlich kommt es für die Beurteilung der historischen Frage darauf an, welche Erfahrung und Vorstellung einzelne Gläubige vom Handeln Gottes in der Welt haben.
Wer von der Annahme ausgeht, dass bei Gott „kein Ding unmöglich“ ist, wird auch mit Erzählungen, die in unserem Leben keine Analogie haben (Seewandel, Totenerweckung, wunderbare Speisungen), kein Problem haben.
Wer aber annimmt, dass Gott nicht nur uns Menschen, sondern der ganzen Schöpfung einen Spielraum für Eigenständigkeit gegeben hat (vgl. etwa Röm 8,18-22) und somit nicht spektakulär in die Abläufe eingreift, wird nur das als historisch annehmen, was im eigenen Leben eine Analogie hat und die übrigen Erzählelemente der Bibel als Bilder verstehen, die auf dem jüdischen Hintergrund tiefe theologische Aussagen machen, die wesentlicher als die Annahme äußerer Geschehnisse sind (etwa: beim Seewandel Jesu geht es nicht primär darum, wie Jesus über das Wasser gehen kann, sondern dass in Bildern aus dem AT verdeutlicht wird, dass in ihm Gott selbst begegnet).
Letztlich waren wir uns einig, dass es Toleranz und Offenheit für unterschiedliche Sichtweisen geben sollte. Auch nach biblischem Zeugnis sollte sich unser Glaube nicht nur auf Wunder stützen.